Fragen und Antworten
Ein Cochlea-Implantat (abgekürzt: CI) wird auch Innenohrprothese genannt. Anders als ein Hörgerät, das das (noch) vorhandenen Hören verstärkt, erzeugt ein CI im Innenohr ein „neues“ Hören. Es besteht aus einem Sprachprozessor, der aussieht wie ein Hörgerät und hinter dem Ohr getragen wird, und einer magnetischen Sendespule am Kopf. Der Klang wird über Mikrofone im Sprachprozessor aufgenommen und umgewandelt in elektrische Impulse. Die gelangen ans Innenohr und reizen, genau wie beim „normalen“ Hören auch, den Hörnerv. Das Gehirn ordnet diesen Reiz einem Klang zu – seien es Musik, Sprache oder Geräusche.
„Wenn ein Mensch mit Hörbehinderung nicht mehr telefonieren kann, das heißt, wenn er kein Sprachverständnis mehr über das Hören hat, kommt er für ein Cochlea-Implantat infrage”, sagt Professor Roland Laszig, Direktor der Universitäts-HNO-Klinik Freiburg.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Implantation ist ein gesunder Hörnerv. Ob der Hörnerv intakt ist, wird in einer HNO-Klinik festgestellt. Das CI ist geeignet für Erwachsene, die nach dem Spracherwerb schwerhörig geworden oder ertaubt sind – z.B. durch Lärm oder nach Hörsturz. Außerdem eignet es sich für hochgradig schwerhörig oder gehörlos geborene Kinder, die mit dem CI die Lautsprache erwerben können. Auch gehörlose Erwachsene können vom Cochlea-Implantat profitieren. Besonders bei ihnen, aber auch bei allen anderen Patienten ist es wichtig, vorher genau über die Erwartungen an die CI-Versorgung zu sprechen.
Nach einem ersten Beratungsgespräch erfolgen allgemeine und HNO-ärztliche Untersuchungen, verschiedene Hörprüfungen, Computertomografie sowie die Überprüfung des Hörnervs.
Es gibt drei Hersteller von Cochlea-Implantaten. Sie müssen sich für ein Modell entscheiden. Die Klinik sollte Sie dabei unterstützen, das für Sie passende Gerät zu finden. Wichtig sind dabei v.a. technische Kriterien – z.B. die Bedingungen, unter denen eine MRT-Untersuchung möglich ist. Außerdem sollten Sie überlegen, wie Sie die äußeren Teile handhaben können, welche Zusatztechnik wie angeschlossen und genutzt werden kann und ob z.B. Bluetooth-Verbindungen möglich sind.
Die Operation findet in einer Klinik statt, in der Sie je nach Heilungsverlauf einige Tage bleiben. Nach der Wundheilung erfolgt die Erstanpassung des CI-Prozessors in der Klinik. Diese nimmt ein Ingenieur oder Audiologe vor. Der Zeitpunkt für die Erstanpassung ist von Klinik zu Klinik und von Patient zu Patient unterschiedlich. Manchmal erfolgt sie schon wenige Tage nach der OP, manchmal erst zwei bis vier Wochen nach der OP.
Von der ersten Überlegung zum Thema CI an ist es für Sie sehr hilfreich, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Bitte wenden Sie sich an die DCIG – wir vermitteln Ihnen gerne Kontakte in Ihrer Region.
Wir haben zwei Ohren – aus gutem Grund! Wenn man beide Ohren mit CI versorgt, hat man ein besseres Richtungshören und v.a. ein besseres Sprachverstehen im Störschall. Weil Störschall im Alltag sehr häufig vorkommt, bedeutet eine beidseitige CI-Versorgung auch, dass man am gesellschaftlichen Leben besser und leichter teilhaben kann.
Bei der Erstanpassung wird der Sprachprozessor zum ersten Mal angelegt und eingeschaltet. Danach beginnt eine längere Zeit, in der die Leistungen des Sprachprozessors nach und nach an die Entwicklung der Hörwahrnehmung des Gehirns angepasst werden. Dies geschieht entweder ambulant oder stationär in besonderen Rehabilitationseinrichtungen, daher spricht man auch von „CI-Reha“. Diese Einrichtungen sind manchmal direkt mit der Klinik verbunden, wo operiert wurde (ambulant). Es gibt aber auch Rehabilitationskliniken, die sich darauf spezialisiert haben (stationär). Dort läuft die Rehabilitation so ähnlich ab wie eine Kur – mit einem mehrwöchigen stationären Aufenthalt. Diese Phase der Rehabilitation ist auch die Zeit, wo das Hören mit CI besonders trainiert wird. Bei kleinen Kindern muss der Spracherwerb besonders gefördert werden.
Generell sehr gut. Nach den Zahlen des Schweizer CI-Registers von 2021 haben 77,2 % aller Cochlea-Implantierten einen „ausgezeichneten bis sehr guten Nutzen“ von ihrem CI. Bei taub geborenen Kindern findet sich im Schweizer CI-Register bei standardisierten Tests bei 75% ein gutes bis sehr gutes offenes Sprachverstehen – dies ist ein deutlicher Hinweis auf eine gute Lautsprachentwicklung.
Eltern möchten mit ihren Kindern kommunizieren. In ihrer Sprache. Denn Kommunikation ist weit mehr als Verständigung. Vielmehr geht es um Stimmungen, Gefühle, Persönlichkeit, Denkweisen. Die „muttersprachliche“ Kommunikation ist die natürlichste Sache der Welt. Bei taub geborenen Kindern von hörenden Eltern gilt: Die Möglichkeit des Hörens und Sprechens darf den Kindern auf keinen Fall vorenthalten werden. Das CI ist eine Möglichkeit, taub geborenen Kindern Anschluss an ihre Familie und die hörende Gesellschaft zu gewähren. Auch bei taub geborenen Kindern von gehörlosen Eltern gilt, dass sie in ihrer Muttersprache, also i.d.R. gebärdensprachlich aufwachsen sollen. Trotzdem gibt es gute Gründe, eine CI-Implantation zu erwägen. Ein CI ermöglicht ihnen den Lautsprach-Erwerb – eine wichtige Voraussetzung z.B. zum Lesen- und Schreibenlernen. CI und Gebärdensprache sind kein Widerspruch.
Ein Vergleich mit hörenden Kindern wird immer nach dem Höralter bemessen. Das ist die Zeit, in der ein Kind hören kann - bei CI-Kindern also die Zeit seit der ersten CI-Anpassung. Neuere Studien zeigen, dass 78-93 % der CI-Kinder mit einem Höralter von 3 Jahren mindestens so gut in der Lautsprache (Produktion und Verstehen) sind wie hörende 3-jährige Kinder. Je früher die Kinder mit CI versorgt sind, desto besser stehen die Chancen, frühzeitig zu einem altersgerechten Spracherwerb zu kommen. Siehe dazu auch einen Artikel in der Fachzeitschrift Schnecke von März 2021.
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Kind beim Spracherwerb mit CI zu unterstützen. Schlüsselfaktoren sind eine gute und jederzeit fein angepasste Hörtechnik, kommunikationsfreudige, unterstützende und liebevolle Bezugspersonen und eine akustisch gute Umgebung. Eltern sollten sich bei Unsicherheiten beraten lassen, z.B. bei der DCIG, ihren Selbsthilfegruppen und Regionalverbänden.
Ja. Allerdings nur dann, wenn die Eltern das auch wollen und aktiv unterstützen. Ihr Kind braucht liebevolle lautsprachliche Bezugspersonen, die beim Lautspracherwerb helfen. Das erfordert viel Vertrauen zueinander und ein zuverlässiges Netz. Eine Implantation gegen den Willen der Eltern ist abzulehnen.
Die Risiken einer Cochlea-Implantation unterscheiden sich nicht von denen einer Operation am Mittel- und Innenohr unter Vollnarkose. Wichtig ist, zu betonen, dass es sich um eine OP am Ohr handelt - nicht um eine Kopf-Op. Eine CI-Operation stellt heute für erfahrene HNO-Chirurgen einen Routineeingriff dar. Die Op-Techniken haben sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, heute wird im Grunde minimalinvasiv operiert, eine Rasur der Haare ist meist nicht mehr nötig und auch die Narbe ist sehr klein und hinter dem Ohr versteckt.
Gesichtsnervenlähmung. Das Risiko ist äußerst gering, seit bei der OP eine intraoperative Überwachung des Gesichtsnervs (Facialis-Monitoring) genutzt wird.
Meningitis-Infektion. Das Risiko ist sehr gering und kann zusätzlich durch eine Impfung vor der CI-Implantation minimiert werden.
Implantat-Abstoßung. Es gibt weltweit nur extrem wenige Einzelfälle einer Implantat-Abstoßung. Bei Allergikern kann in begründeten Einzelfällen vor der Implantation ein Allergie-Test gegen die verwendeten Materialien gemacht werden.
CI-Klangqualität. Das Hören mit CI ist für spätertaubte Erwachsene zu Beginn oft fremd. Doch der Gewöhnungsprozess beginnt schnell. Das Ziel der anschließenden Anpassungen und der Rehabilitation ist es, ein gutes Hören herzustellen. Bei Kindern spielt dieser Aspekt keine Rolle, da sie meist nur den Klang des Implantates kennen und sich somit nicht umstellen müssen.
Zerstörung von Hörresten. Bei stabilen Hörresten kann man heute mit speziellen Elektroden so implantieren, dass sie erhalten bleiben. In Einzelfällen (bei einer Hochtonschwerhörigkeit) können sogeannte EAS-Systeme zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Cochlea-Implantat und Hörgerät.
Nicht-funktionierendes Implantat. Die Gefahr, dass ein nicht-funktionierendes Implantat eingesetzt wird, ist extrem gering, viel geringer als etwa bei einem Herzschrittmacher. Die Implantate werden schon während der OP sorgfältig getestet. Die OP wird erst abgeschlossen, wenn das Implantat richtig reagiert.
Reimplantation. Normalerweise kommt eine Reimplantation sehr selten vor. Generell gilt für die heute verwendeten Implantate, dass die Ausfallquote bei ca. 0,05% im Jahr liegt. Das bedeutet, dass in 10 Jahren ca. 0,5 % der Implantate ausgefallen sind. Viele unserer Mitglieder leben schon seit mehr als 20 Jahren noch immer mit ihren ersten Implantaten. Man sollte in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass bei Kindern nach einer sehr langen Tragedauer von 30 Jahren eine Reimplantation mit einem moderneren Implantat auch erwünscht sein kann. Eine Reimplantation ist nicht so aufwändig wie eine normale Implantation, da die vorhandenen Strukturen genutzt werden können.
Dann können Sie etwas Gutes damit tun: Spenden! Die unten genannten Initiativen und Organisationen freuen sich:
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Förderverein für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche in Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern e.V.Kontakt:
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Weitere Informationen finden Sie im FAQ der Schnecke-Online.
Basiswissen Cochlea-Implantate
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