Barrierefrei Reisen mit Hörbehinderung

Was sind Barrieren, denen hörbehinderte Menschen auf Reisen begegnen und wie können sie abgebaut werden?

Lichtsignalanlagen in Hotels, Jugendherbergen, Pensionen etc.
Aus gutem Grund sind Rauchwarnmelder in allen Übernachtungsbetrieben Pflicht. Im Falle eines Falles fangen sie an zu piepsen, die Gäste wachen im Idealfall schnell auf und verlassen das Zimmer schnellstmöglich. Schwerhörige, ertaubte und gehörlose Gäste hören das Piepsen eines Rauchwarnmelders in der Regel nicht (abhängig vom eigenen Hörverlust). Im schlimmsten Fall schlafen die Gäste also einfach weiter, ohne zu bemerken, dass z.B. ein Feuer ausgebrochen und gefährlicher Rauch bereits durch die Zimmer wabert.
Hier können spezielle Rauchwarnmelder helfen: Diese arbeiten mit Licht und Vibration und wandeln eingehende Funksignale mittels eines Übermittlungsgerät in helle Lichtblitze um. Ein Vibrationskissen z.B. unter dem Kopfkissen kann zusätzlich helfen. Da die Lichtsignalanlagen mobil sind, müssen nicht alle Zimmer in einem Übernachtungsbetrieb mit einer solchen Rauchwarnmeldeanlage ausgestattet werden. Es genügt, eine gewisse Anzahl an Lichtsignalanlagen zu besorgen, um diese dann bei Bedarf im Zimmer einer schwerhörigen, ertaubten oder gehörlosen Person einsetzen zu können. Bei diesen Anlagen ist es ebenfalls auch möglich, eine Türklingel zu installieren und oder den Gästen einen Licht-Wecker zur Verfügung zu stellen.

Untertitel bei Videos
Was zum Urlaub und zu Reisen z.B. in Städte für viele dazu gehört: Besuche in Museen, Galerien und anderen Kultureinrichtungen. Die Zeit, in der es ausschließlich Info-Tafeln gab, auf denen man Informationen lesen konnte, sind in der Regel vorbei. Heute wird viel mit Erklär-Videos und Audioguides gearbeitet. Die Hör-Barrieren, die hier für hörbehinderte Besucher*innen bestehen, liegen auf der Hand: Der Ton in Videos wird nicht verstanden, und Audioguides sind ebenfalls schlecht verständlich. Kopfhörer können über Hörgeräte oder Cochlea-Implantate oft nicht gut aufgesetzt werden. Die Lösung sind hier natürlich Untertitel bei Videos und mobile Induktionsschleifen mithilfe derer Audioguides genutzt werden können.

Übertragungsanlagen (FM-Anlagen) bei (Stadt-)Führungen
Gerade bei einem Städtetrip darf sie natürlich nicht fehlen: die Stadtführung! Oft spricht der oder die Stadtführer*in zwar an einer bestimmten Stelle und kann so Blickkontakt zum Publikum aufbauen, genauso oft spricht er oder sie aber auch im Gehen weiter oder erzählt zwischendurch eher nebenbei eine kleine Anekdote. Für hörbehinderte Zuhörer*innen fatal. Sie brauchen das Mundbild und eine ruhige Umgebung ohne viel Störlärm. Eine FM-Anlage kann hier helfen: Mittels der Funkanlage wird das Gesprochene an einen Empfänger bzw. direkt an die Hörhilfen übermittelt. Störlärm wird ausgeblendet, sodass auch hörbehinderte Gäste, einer Stadtführung oder Museumsführung viel besser folgen können. Eine FM-Anlage ist eine nachhaltige, langlebige Anschaffung, die vielen Gästen mit einer Hörbehinderung zugutekommen kann.

Induktionsschleifen in kulturellen Einrichtungen
Was bei einem Urlaub, aber auch zuhause im Alltag ebenfalls nicht fehlen darf: kulturelle Teilhabe. Auch hörbehinderte Menschen wollen z. B. ins Theater oder in die Oper gehen. Um in Theater oder Oper barrierefrei hören zu können, ist Voraussetzung, dass die Akteure in Mikrofone sprechen. Das Signal kann anschließend z. B. in eine fest installierte Ringschleife gesendet und dort direkt über eine T-Spule in den Hörsystemen empfangen werden. Voraussetzung ist, dass die Besucher*innen mit Hörschädigung die T-Spule in ihrem Hörsystem aktiviert haben. Eine andere Möglichkeit ist, das Signal über Funk in mobile Empfänger (mit Kopfhörern oder T-Schlinge versehen) zu senden. Diese können z. B. am Eingang ausgeliehen werden

Gute Raumakustik hilft nicht nur schwer-Hörenden
Eine gute Raumakustik ist elementar für gutes Hören, aber vor allem zum gut Verstehen. Die sogenannte „Nachhallzeit“ beschreibt, wie lange der Schall sich in einem Raum bewegt. In Räumen mit vielen glatten Oberflächen kann der Schall mehrmals reflektiert werden – was zur Folge hat, dass es „hallig“ wird. Je mehr gute Absorbtionsflächen in einem Raum sind, desto besser. Im Grunde sollten alle Räumlichkeiten, in denen viele Menschen zusammenkommen, eine gute Raumakustik vorweisen, beispielsweise gastronomische Räumlichkeiten, Lobbys in Hotels, Aufenthaltsräume, etc.

Sie haben weitere Ideen, wie man Hörbarrieren abbauen kann? Lassen Sie es uns wissen und schreiben uns an info@dcig.de!

Einen positiven Erfahrungsbericht, wie Hörbarrierefreiheit auf Reisen aussehen kann, gibt es hier oder in der Schnecke-Ausgabe 120 (Juni-Ausgabe 2023) zu lesen!

 Bildmaterial für Veröffentlichungen kann über die DCIG-Geschäftsstelle unter info@dcig.de oder ulrike.berger@dcig.de bezogen werden.